Caorle - Italien. Mein erster Auslandaufenthalt. Ferien am Meer.
Zu viert sind wir mit dem Reisecar nach Caorle gefahren. Ich, meine Mutter, Düby und dessen Schwester. In Altdorf hielt der Reisecar. Vermutlich war es ein Stopp um uns zu verpflegen. Ich erinnere mich an das Telldenkmal und wie ich vor Stolz fast platzte, weil Düby mit mir zusammen vor dem Denkmal posierte.
Die Fahrt über den Gotthardpass war spannend. Vor uns ein anderer Car, der die engen Kurven nicht einfach so meistern konnte. Oftmals musste er vor und zurück manöverieren. Dabei ist immer eine Person ausgestiegen und hat den Fahrer mit Anweisungen unterstützt. Natürlich bildete sich ein Stau und ich höre noch jetzt, wie Mitreisende sich über den Fahrer des ausländischen Cars lustig gemacht haben.
Auf einem Campingplatz waren wir in einem Bungalow untergebracht. Dieses war ein rechteckiger Container mit 2 Eingangstüren. An jeder Längsseite einer. Im Innern befanden sich links und rechts zwei Etagenbetten. Am Kopfende der oberen Betten hatte es je ein kleines Fenster, dass aufklappbar war. Um nicht gänzlich im Dunkeln zu sitzen liess man deshalb die beiden Türen offenstehen. Die Essen wurden im Restaurant des Campingplatzes eingenommen. Ein Erlebnis waren für mich die deutschen Gäste. Jedesmal, wenn sie an unserem Tisch vorbei gingen, liessen sie ein "Mahlzeit" hören.
Düby war für mich mein grosses Vorbild. Ein starker, schöner junger Mann, der immer gelacht hat, immer gut gelaunt war und, so glaube ich mich zu erinnern, mit allen Damen geflirtet hat. Einfach halt ein toller Kerl. So wollte ich auch mal werden.
Caorle lag ein paar Schritte Fussweg vom Campingplatz entfernt. Ich sehe jetzt noch vor mir, wie wir dem Strand entlang zum kleinen Dorf gegangen sind und dort in einer kleinen Kneippe einkehrten.
Und irgendwann haben wir Venedig besucht und mit einer Gondel die Kanäle abgefahren.
Stolz war ich, dass ich bereits als vierjähriger in den Kindergarten durfte. Toll war es deshalb, weil es dort haufenweise mehr Spielsachen gab als bei mir zuhause.
Das Leben verlief auch dieses Jahr statistisch völlig normal.
Und wieder wurden in diesem Jahr Kinder geboren, hatten Produkte ihren Preis und Arbeitende ihr Einkommen. Servette Genf wurde wiederum Schweizermeister und der FC Schaffhausen musste den Gang zurück in die Nationalliga B antreten.
Die Kuba-Kriese prägte das Jahr. Die Sowjetunion stationierte auf der Insel Mittelstreckenraketen, transportierte sie nach einer Seeblockade von Kuba und grossen internationalen Protesten wieder ab. Die Welt war ganz knapp an einem Atomkrieg vorbeigeschrammt.
Ein Attentat auf Charles de Gaulles schlug fehl.
In Berlin wurde die Situation infolge des Mauerbaus immer gespannter. Es kam sogar zu Feuergefechten zwischen West- und Ostberliner Grenzbeamten.
Innerhalb der Bundesrepublik Deutschland hatte die „Spiegel-Affäre“ mächtig viel Staub aufgewirbelt. Nachdem Kriminalbeamte im Auftrag der Bundesanwaltschaft die Redaktion des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ in Hamburg besetzt hatten, folgte die Verhaftung des stellvertretenden Chefredakteurs, Conrad Ahlers. Er wurde in seinem spanischen Urlaubsort Torremolinos festgenommen. Auch der Chefredakteur Rudolf Augstein wurde verhaftet. Gegen ihn hatte die Bundesanwaltschaft den Vorwurf des Landesverrats wegen des Artikels über das NATO-Herbstmanöver „Fallex 62“ erhoben.
Italien hatte im April ein Gesetz verabschiedet, in dem ein Verbot für jegliche Zigaretten-Werbung und andere Tabakwaren im Land formuliert war.
Derweil freuten sich die Spanier darüber, dass die neue Bad- und Schwimmordnung ausdrücklich das Tragen von Bikinis erlaubte.
Im Londoner Marquee Club hatten drei Musiker ihren ersten Auftritt. Es waren Brian Jones, Mick Jagger und Keith Richards. Die Gruppe nannte sich „The Rolling Stones“ und war noch völlig unbekannt.