Im Jahr 1958 wurden in der Schweiz 91421 Kinder geboren. Eines davon war ich. Am 13. September erblickte ich im Kantonsspital Schaffhausen das Licht der Welt. Es war ein Samstag und ich damit ein Weekend-Kind. Das Wetter war wolkig mit Sonnenschein.
Ich erhielt den Namen Mario. So wie mir erzählt wurde eher zufällig. Meine Mutter war ob meinem Kommen etwas gestresst und konnte sich beim Spitaleintritt an den Wunschnamen nicht mehr erinnern. Mario ist ihr dann in den Sinn gekommen und nach ein paar Wehen war "der Mann, der aus dem Meere kam", so die Bedeutung und Herkunft des Namens, am Bändchen an meinem Handgelenk in der Form Mario Tatsache. Der Namensbedeutung nach gelte ich als einsamer Kämpfer. Und genau deshalb, das wurde mir aber erst viele, viele Jahre später bewusst, war die Namensgebung doch nicht nur falsch.
Ich war eines der 3335 unehelich geborenen Kinder. Das interessierte mich nicht, führte aber dazu, dass ich amtlich einen Beistand bekam. Auch davon merkte ich in den ersten Jahren gar nichts und später durfte ich dann immer am 13. September bei meinem Amtsvormund ein Geschenk abholen. Ein Privileg, das mir zustand und das ich gerne angenommen habe.
Es hat mich keinesfalls gestört, dass an diesem Tag in der Schweiz mehr Knaben als Mädchen geboren wurden.
Uns Neulingen auf der Welt standen 49281 Verstorbene gegenüber. Jetzt ist mir klar, woher der Begriff "geburtenstarker Jahrgang" stammt.
In der Schweiz lebten 1958 (geschätzt) 5 185 000 Personen. Dies bei einer Weltbevölkerung von rund 2 795 000 000 (knapp 3 Milliarden).
Bereits ein Jahr zuvor wurden zwei Mädchen geboren, Hanni die Eine, Corina die Andere. Beide sollten Jahre später in meinem Leben noch eine wichtige Rolle spielen.
Als passionierter Kaffeegeniesser, zu dem ich mich im Verlaufe meines Lebens entwickelt habe, halte ich an dieser Stelle fest, dass 1 kg Kaffee in meinem Geburtsjahr 9.60 CHF gekostet hat. Ein Wert, den ich spasseshalber über all die Jahre meines Lebens verfolgen werde.
Durchschnittlich verdiente ein Angestellter damals 2.33 CHF pro Stunde (Arbeiter 2.63 CHF). Auch das ein Wert, den ich über die Jahre nicht aus den Augen lassen werde.
Im Sommer 1958 wurde BSC Young Boys Schweizer Fussballmeister und Brasilien Weltmeister. Namen, die auf den entsprechenden Bühnen noch heute zur Spitze gehören.
In meinem Geburtsjahr begann in der Schweiz das Zeitalter des regulären Fernsehens.
Vom Spannungsfeld zwischen den aufrüstenden Mächten USA und Sowjetunion habe ich natürlich nichts mitbekommen. Ebenso wenig vom ersten Ostermarsch gegen diese Aufrüstung, der in London stattgefunden hat.
In meinen Geburtsjahr ist ein Papst verstorben und mit Johannes XXIII ein neuer gewählt worden.